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DJ in Waren Müritz - Vorstellung


Hallo, ich bin Peter Sohr und bin seit 1976 DJ in Waren Müritz. Ich habe zwei selbstgemachte Töchter im Alter von 16 und 20 Jahren und bin fast geschieden.

Normaler Weise sollte hier immer etwas persönliches stehen. Der Höflichkeit erstens, sowie zweitens der Tatsache, das ich nichts zu verbergen habe, hier also ein etwas anderer Vorstellungsbeitrag mit kurzen Abriß meiner bisherigen Lebensgeschichte:

So, dann beginne ich mal obligatorisch in der Vergangenheit.

. . . eines Tages war mein Vater ganz lieb zu meiner Mutter. Es muss zur Faschingszeit gewesen sein. Zumindest weiß meine Mutter noch im Detail, wann, wo, und wie ich gebaut wurde. Etwas überpünktlich, wohl durch überstarke Duftreize getrieben, herrührend von einer Weihnachtsgans mit Rotkohl, beschloss ich, den Weg in das kalte reale Leben mitten am ersten Weihnachtstag des Jahres 1959 zu beschreiten. Meine Mutter musste leider Verzicht auf ihren so geliebten Pürzel (den der Ganz) verzichten. Vaters hingegen gefiel die zusätzliche Portion um so mehr. Zumal alles fertig war und er nur noch nach 2 Stunden den Gasherd ausdrehen brauchte. Locker würde er da fix Mutters in das Krankenhaus schaffen können. Leider war anschließend die Gans in Richtung Brikett mutiert.

Jahre später glänzte ich als altes Bachstraßenkind mit einem der größten Spielplätze, die je ein Junge für sich alleine hatte. Immerhin waren alle anderen Kinder entweder im Kindergarten oder in der Schule. Meiner Einer durfte nicht, da Mutters als Hausfrau zu Hause genügend zu tun hatte. So brauchte ich tagsüber mit Niemandem meine Spielplätze in der Bachstraße teilen. Erst später, als mein 4 Jahre jüngerer Bruder unsere Familie auf 5 Personen verstärkte, ging sie halbtags arbeiten. Meine 6 Jahre ältere Schwester war zu diesem Zeitpunkt schon so etwas wie eine Königin für mich. Meiner einer im Jahre 1962

Nachdem ich 10 Jahre POS in der Goetheschule in Waren geschrubbt hatte, durfte ich auf Grund verschiedenster Gründe 1976 bei Radio Friedrich in Waren Rundfunkmechaniker lernen. Zweieinhalb Jahre Lehre waren nicht immer ganz einfach. Hatte ich doch wie viele andere in meinem Alter nicht genügend Ehrgeiz zum Lernen, dafür aber jede Menge Flusen im Kopf. Heute ärgert es mich, nicht besonders in HF-Technik aufgepasst zu haben. Jedoch pflege ich ähnlich wie mein Lehrer Herr Heinke von der Berufschule in Neustrelitz meine Dropouts in Sachen HF-Technik mit seinem Spruch zu kaschieren: "HF ist Gottes Wille!" . . .
Ich hatte schnell begriffen, das man mit 85 Ostmark Lehrlingsgeld im ersten Lehrjahr keine Wolken vom Himmel holen konnte. Selbst mit 115 dieser Aluchips im 3. Lehrjahr war schnell Pumpe im Pottjuchey. Da ich aber schon zu Schulzeiten ein gefragter DJ auf Schulfeten war, wusste ich, da muss man intensiver etwas tun! Glücklicher Weise waren zu diesem Zeitpunkt auf meinen nächtlichen Feldzügen nicht nur Mädchen angesagt. Auf Grund meiner frisch erlernten Fähigkeiten als Rundfunkfritze war ich schnell als Vermittler von Reparaturaufträgen für die damalige marode Osttechnik für DJ`s und Bands herumgereicht worden. Natürlich wurden auch sogenannte "Vor-Ort-Termine" direkt vor oder während der Mucke zu Reparaturen genutzt. Das hatte mehrere Vorteile. Erst einmal kam man auf Wochen umsonst herein und dann stimmte die "Voll-Verpflegung". Natürlich verdiente man sich auch so manch einen Schein dazu. Manchmal so viel, das ich mir selber hätte eine Hand voll Lehrlinge halten können. Schnell war ich neben einer offiziellen Einstufung als Techniker geradezu verpflichtet, Geld zu nehmen.


Eigene Veranstaltungen, zuerst lediglich als stundenweise Ersatz, später dann ganze Abende, ließen immer leichter an das so heiß geliebte und extrem gebrauchte Geld gelangen. Immerhin durfte ich das Internat und die Verpflegung allein von meinem Geld bezahlen. Taschengeld gab es nicht, na und ab und zu wollte man ja auch mal mit seinen Kumpels um die Fichte ziehen. So stand ich also 1976 neben Wolfgang Burau als DJ in der legendären Rundgaststätte "Müritzring", genannt "Rundbau" auf dem Podest, hatte es im Winter schön warm, brauchte nicht verdursten und verhungern und war mitten im Geschehen.
Alte Ost-technik mit 25 Watt Röhrentechnik

Damals waren auch Erich Ohndorfer mit Paule Höppner zumeist im "Kamerun" oder der damaligen "Milchbar", heute "Alt Waren", neben guten Kunden auch gute DJ-Kollegen geworden. Gern erinnere ich mich an die Zeiten, in denen besagte Leute neben Ingo Schulz, Klaus Gadewolz, Wolfram Kirsche und selbst Knut Fischer sich gegenseitig auf deren Mucken besuchten und noch ein, zwei Tassen Bier schlürften. Allesamt "Schallplattenunterhalter", so wie sie zu DDR-Zeiten betitelt wurden. Knuti hatte es damals mit seinem Neumann-Verstärker auf Röhrenbasis mit immerhin 1x 50 Watt Mono jedes Mal geschafft, hunderte Tanzwütige auf die Freilichtbühne in Waren zu bekommen. Kein Mensch hatte auch nur ansatzweise was über die Lautstärke zu meckern. Damals, ja damals war das alles laut genug!

Nach meiner Lehre war ich zwischen 1979 und 1982 für 1096 Tage dienstlich in Neubrandenburg auf eigenen Wunsch ansässig. Als UAZ (Unteroffizier auf Zeit) konnte man prächtig leben. So versprach der Staat 3-jährig Verpflichteten vorrangig die Versorgung mit zu Ostzeiten heiß begehrtem Wohnraum. Insbesondere meiner Wunschwohnung, einer Einraumwohnung im Hochhaus, diente diese Längerverpflichtung. Der Sold war auch in Ordnung. Leider musste ich mich mehrmals im Monat von den Busfahrern der Linie Waren-Neubrandenburg fragen lassen, wo denn nun endlich meine Wochenkarte bliebe, sooft war ich zu Hause. Nebenbei wurde man selbst bei Generälen auf diversen Feierlichkeiten als DJ herumgereicht. Na, und kaputte Geräte der Heimelektronik hatte wohl jeder heimschlafende Offizier. Somit war fast rund um die Uhr Ausgang angesagt. Sch-sch-schööne Zeit damals!

Nach der Volksarmee wollte mich Radio-Friedrich nicht übernehmen. Er hätte lediglich einen Lehrvertrag mit mir, aber keinen Arbeitsvertrag. Schon war ich der erste Arbeitslose im Osten! Da gerade zur Entlassung am 28.April 1982 die Wahlen anstanden, gab es mächtig Ärger, als ich nicht zu dieser erschien. Als ich nach einigen Tagen "gefunden" wurde, gab ich an, weder die mir versprochene Wohnung, noch einen gültigen Ausweis und erst recht keine Arbeit zu haben. Nach stundenlanger Spazierfahrt in einem merkwürdig abgeschlossenen Wartburg 353 trafen wir örtlich neben der Forsttechnik, Betonwerk Rethwisch, auch am KfL-Vielist an. Beide erstgenannten Betriebe fielen arbeitsplatzmäßig erst einmal aus, wegen angeblich zu starker Westverwandtschaft im ersten Fall und im anderem Fall lehnte ich diesen wegen Schichtbetriebes als Betonfuzzy zuerst außer Betracht und dann kategorisch ab. Nachdem also der KfL anvisiert wurde, war mir schnell klar, da musst du arbeiten! Wir stiegen pünktlich zum Frühstück, als alle Kollegen selbiges fassen wollten und zielstrebig in die Kantine liefen, aus dem Wartburg. Neben Helmut Peters, Wolfgang Burau und Knut Fischer lief da auch noch Erich Ohndorfer umher. Also alles bekannte Kulturbanausen und DJ-Kollegen. Schnell verlangte ich den unterschriftreifen Arbeitsvertrag, zudem extra eine Stelle als Elektroniker "erfunden" wurde. Einige Jahre durfte ich mal Mähdrescher ohne Besatzung über die Felder fahren lassen, mal den Schlossern "Hilfestellung" leisten. Ebenso trat ich rechtzeitig sogenannte Weiterqualifizierungen in Sachen Computertechnik und Programmiersprachen an, die mich befähigten, auf zuerst schwarzen Schirmen grüne Schriften darzustellen, die man auf Stullenbrett großen Floppys speichern konnte. Keine Sau wollte zu diesen Lehrgängen. Ich wollte! Und ich sog alles gierig auf, um mal später nicht dumm sterben zu müssen. Aber auch um der faulen Bande im Betrieb zu entkommen, denn so etwas hatte ich bei Friedrich nun wirklich nicht gelernt. Montags wurde bis Mittag erst mal in mehr oder weniger großen Gruppen das Wochenende ausgewertet. Der Spruch: "Freitag ab eins macht jeder seins" wurde republikweit sehr ernst genommen. Allen pupslang wurden Beiträge zur staatlich verordneten Konsumgüterproduktion auf hohem Ross mit geringem Wirkungsgrad versucht, in die Wirklichkeit umzusetzen. Jeder halbwegs Intelligente hatte da nur ein müdes Axelzucken für übrig. Die Genossen sonnten sich in ihrer Selbstdarstellung und lobhuldigten lauthals offiziell System und Staat, um nach Feierabend die Westverwandtschaft abzugrasen oder schwarz Geschäfte zu machen. (Es waren übrigens auch diejenigen, die nach der Wende die Ersten waren, die die Fahne und deren Sprüche aus der anderen Richtung lobhudelten, sogenannte Wendehälse.) Später dann wurde meine Stelle eingestampft und ich hatte Elektriker zu werden. Dieses linke Ding verzeih ich meinem ehemaligen Direktor heute noch nicht! Immerhin sabberte der was von Elektriker und Rundfunkmechaniker ist doch sowieso das Gleiche. Zuerst stand die Aufgabe, den Elektriker nachzumachen. Dieses passierte dienstags im EKN-Neubrandenburg. Nachdem ich mich so langsam aus der Kuh- und Schweinescheiße wieder in die Werkstatt hochgearbeitet hatte, machte ich meinen Elektromeister in der Landwirtschaftsakademie im Schloss Plasten. Allerdings nur den theoretischen Teil. Den praktischen Teil versagte mir der KfL, da unmittelbar die Wende bevorstand und die Bagage diesen fachspezifischen Meisterteil nicht bezahlen wollte.

Nebenbei bekam ich meine Kündigung und war fortan Kurzarbeiter mit Arbeitszeit auf Null. Das hieß, ich war zwar noch für gut 6 Monate Angestellter, bekam Geld fürs Nichtstun und konnte somit rund um die Uhr im damaligen Schloss Klink in der Nachtbar Musik machen. Der mir per FDJ-Regelung zugebilligte Barkas B1000 war ein probates Transportmittel, welcher auch zu dieser Zeit meiner Nutzung nach 18 Uhr vertraglich bis an das Ende meines Beschäftigtenverhältnisses zustand.

In der Zeit verdiente ich doppelt so viel Geld wie mein Direktor und sein bescheidener Parteisekretär zusammen. Besonderes Ärgernis waren die fast täglichen "Urlaubsgrüße" aus Klink, die ich aus meiner Unterkunft direkt aus dem Schloss an die KfL-Leitung schrieb. Folge waren wohl recht lange Gesichter. Aber wer zuerst entlassen wird, hat auch die besten Chancen, sich als Erster neu zu orientieren. Aber es gab auch eine andere Konsequenz, . . . eine Steuernummer beim Finanzamt, welche ich auch noch selbst auf Grund meiner hohen Einnahmen beantragte.

Danach arbeitete ich seit 1991 wieder in meinem ursprünglich erlernten Beruf. Roland Puttkammer hatte mit seinem Sattronic-Service das, was mir bis dato fehlte. Endlich eine Aufgabe, in der man sich selbst beweisen konnte und wozu man nicht umsonst gelernt hatte. Leider ging es dem Betrieb nach etlichen Jahren dann nicht mehr so gut und ich musste nach einer Krankheit den Betrieb verlassen. Trotz alldem bin ich aber dennoch dem Chef heute noch dankbar, zumindest etliche Jahre als Funkmechaniker gearbeitet haben zu dürfen. Danach habe ich mich einige Jahre als Regionalleiter einer Alarmanlagenfirma aus Warburg das erste mal von raffgierigen Leuten verarschen lassen. Dort wäre ich fast versauert. Gut, das es da immer noch meine Musik gab.

Nachdem ich einen Existenzgründerlehrgang in der TFA-Neubrandenburg mit erfolgreicher Verteidigung eines Konzeptes als Netzwerktechniker hinter mich gebracht hatte, standen nun die Wege in eine völlig neue Welt offen. Seit 2000 nun bin als Netzwerktechniker in Sachen Elektronik auch wieder technischer Natur und somit praktisch unterwegs. Als Selbstständiger einer meiner einschneidensten Schritte im Leben, die ich aber nie missen möchte. Gilt es doch jetzt um so mehr, eine Alternative zum DJ-Dasein zu finden, um nicht bis zur Rente durch die Gegend zu tingeln oder allgemein als "Überlebenskünstler" muggen zu müssen. Nun endlich zahlt das Leben mit all seinen Lehrgängen und Berufsabschlüssen, die bis dato ungenutzt blieben, seinen Zoll zurück. Aufgebaute Beziehungen und Fachkompetenzen ergänzen sich prima zu einem neuen Ganzen. Aber noch macht Musik und alles was dazugehört Spaß, und . . . . noch bringt es nötiges Geld, welches täglich weniger Wert hat.

 


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© Computer-Cont@ct-Peter-Sohr
geändert August 2014